Bad Berleburg. Ein preisgekrönter Autor mit galizischen Wurzeln – das sorgte für Interesse. Entsprechend war die Lesung von Miqui Otero im Rahmen des Literaturpflasters ausverkauft. Der Mann aus Barcelona entführte die Gäste im Sanitätshaus Kienzle in Bad Berleburg auf eine zauberhafte und abenteuerliche Reise – und stellte seinen zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse auf Deutsch erschienenen Roman "Simón" vor.

Miqui Otero zählt in Barcelonas Kulturszene zu den herausragenden, avantgardistischen Autoren. Neben dem Verfassen von Romanen wirkt er an Essay-Sammlungen mit, lehrt Journalismus und Literatur an der Autonomen Universität Barcelona und publiziert regelmäßig in El País. Otero zog das Publikum mit seiner angenehmen und gleichzeitig mitreißenden spanischen Sprache in den Bann und las packend in seiner Muttersprache mehrere Passagen aus "Simón", Otto Marburger war an diesem Abend die deutsche Stimme.

In abwechslungsreichen deutsch-spanischen Gesprächen mit der Moderatorin Madeleine Höfer unterhielt sich Otero über die sinnstiftende Kraft der Literatur und über ihren Stellenwert in der gegenwärtigen Gesellschaft. Das Reflektieren über Literatur kam an diesem Abend nicht von ungefähr: "Simón", der Titelheld des gleichnamigen Werkes, träumt sich schon in jungen Jahren aus der Kneipe seiner Eltern in Dumas Abenteuerromane fort. Aber nicht nur die Liebe zur Literatur merkte man Otero an. Es ist auch sein Hang zur Darstellung der gesellschaftlichen Wirklichkeit im Katalonien der vergangenen 30 Jahre.

Oteros Lesung brachte dem Publikum in mehreren Textstellen bedeutende historische Ereignisse, wie die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und die damit verbundene absolute Euphorie des post-franquistischen Spanien näher, setzte sich mit der Unabhängigkeitsfrage Kataloniens auseinander und markierte mit der literarischen Verarbeitung der terroristischen Anschläge auf die Ramblas 2017 in Barcelona einen weiteren geschichtlichen Einschnitt in die jüngere spanische Geschichte.

Am reichhaltigen spanischen Buffet, das das Sanitätshaus Kienzle im Anschluss an die Lesung spendierte und bei leckerem spanischen Wein signierte Miqui Otero fleißig Bücher und stand für viele kurzweilige Gespräche noch lange in den Abend hinein bereit.